Fledermaus bei der Jagd

Vortrag zu den Fledermäusen mit anschliessender Kurz-Exkursion

25.08.2023

 

Das mythische Wesen

Gleich zu Beginn erwähnt der Biologe Manuel Lingg den zweifelhaften Ruf, den die Fledermaus in Europa hat. Während sie in asiatischen Ländern Gutes symbolisiert  - im Chinesischen steht fú sowohl für Glück als auch für Fledermaus - wird sie in unserem Kulturkreis mit dem Unheimlichen und Bösen in Verbindung gebracht. Spätesten jedoch nach dem Referat dürften die Anwesenden für die hiesige Mythen nur noch ein müdes Lächeln übrig gehabt haben. Mit seinen umfangreichen Kenntnissen und der unterhaltsamen Wissensvermittlung, verstand es der Referent, das anwesende Publikum für das „unbekannte Wesen“ zu begeistern.

Insektenfressende Säugetiere mit besonderem Orientierungssinn

Werden einheimische Säugetiere thematisiert, kommen Laien in erster Linie Fuchs, Hase, Maus oder Reh in den Sinn. Dass von allen Säugetieren, die in der Schweiz vorkommen, ein Drittel (30!) Fledermausarten sind, dürfte nicht wenige erstaunen.

Die nachtaktiven Insektenfresser haben nicht etwa speziell gut ausgebildete Augen, wie zum Beispiel Eulen. Ihre Orientierung und die Jagd beruht auf der Ultraschall-Echoortung. Dabei stossen Fledermäuse hochfrequentierte Schallwellen aus - je nach Art zwischen 20‘000 und 100‘000 Hertz - die für das menschliche Gehör nicht mehr wahrnehmbar sind. Werden die Schallwellen zurückgeworfen, erkennt die Fledermaus entweder ein Hindernis oder ein Beutetier.

Fledermäuse unter uns

Interessant sind Fledermäuse nicht zuletzt deshalb, weil sie mitten unter uns in Siedlungen leben. Manuel Lingg, der auch Feldforschung betreibt, berichtet, dass in Rothenburg und Umgebung etwa  12 Arten nachgewiesen worden sind. Einige davon ziehen auch Junge auf, wobei die Weibchen sogenannte  Wochenstuben benutzen. Je nach Art sind das alte Dachstöcke, kleine Spalten in Gebäuden oder Storenkästen.

Winterruhe

In den Wintermonaten suchen Fledermäuse störungsfreie Höhlen auf, wo sie eine Winterruhe machen. Bei den als sehr sozial geltenden Tieren sind Ansammlungen von mehreren Tausend möglich. In dieser Zeit reduzieren sie den Energieverbrauch erheblich, indem sie die Körpertemperatur auf 3-5 Grad senken und den Pulsschlag minimieren. Surrt das Herz im Flug mit 240-450 Schlägen pro Minute (hängt von der Art ab), schlägt es im Ruhezustand noch 20 Mal. Zwischen zwei Atemzüge können 60-90 Minuten vergehen! Im Kanton Luzern sind an der Schrattenfluh Höhlensysteme  bekannt, die Fledermäuse zur Überwinterung nutzen. Diese sind insofern geeignet, als sie weit genug in den Berg reichen und somit frostfrei sind, aber auch genügend kühl (einige Grad über dem Gefrierpunkt), um den Energieverlust in Grenzen zu halten.  

Nach der Theorie die Praxis

Nach dem Referat, als die Dunkelheit hereinbrach, spürten wir mit einem Bat-Detektor Fledermäuse auf. Dieses Gerät transformiert die hochfrequenten Rufe in hörbare Laute und zeigt die Hertzfrequenz an. Mindestens zwei Arten konnten wir bestimmen, die Zwergfledermaus sowie die Weissrandfledermaus. Schliesslich beobachteten wir auch tieffliegende Fledermäuse. Ein Individuum flog knapp über unsere Köpfe hinweg. Es brauchte jedoch niemand Angst zu haben, dass sie sich in den Haaren verfängt, beruht doch dieser Glaube auf einen Mythos…

 

Felix Caduff